
Weihnachten und Silvester mit Hund -16 Impulse für weniger Stress
Spätestens im Dezember verstehen die meisten Hunde die Welt garnicht mehr: Die Advents-und Vorweihanchtszeit ist alles andere als besinnlich. Märkte, Tannenbäume die in Häuser getragen werden, blinkende Lichter, Enge, Hektik, Energien und noch mehr Bewegungsreize und Gerüche. Dann endlich das Weihanchtsfest, und schon folgt Silvester, die wohl lauteste Nacht des Jahres. Knaller, Böller und Raketen werden bereits zu jeder Tages-und Nachtzeit vor dem 31.12. gezündet. Ja, das sollte längst abgeschafft werden! Gründe genug gibt es ohne Frage, ebenso einige Anläufe. Bisher vergeblich. Für Wildtiere und auch für viele Hunde immer wieder ein verstörendes Erlebnis. Für so manchen Hunde-Menschen durchaus ein Angang.
Weihnanchten und Silvester mit Hund bedeuten Stress
In diesem Artikel geht es mir darum, dich mit diesem Thema einzusammeln. Was kannst du ganz praktisch umsetzten, was deinem Hund und dir guttun könnte, um dieser Zeit etwas gelassener entgegen zu gehen.
Jedenfalls solange, bis wir Menschen Hunde nicht mehr auf Weihanchtsmärkte schleppen, und von diesem „Knaller-Spektakel“ zu lassen bereit sind.
Was du konkret tun (und lassen) kannst
Weihnachten und Silvester kommen nicht plötzlich, sondern alle Jahre wieder! Unschwer zu erkennen an entsprechendem Gebäck, was du mittlerweile Ende August (!) im Supermarkt käuflich erwerben kannst. Im Bezug auf deinen Hund solltest du ähnlich vorausschauend sein wie die Supermärkte. Spätestens mit dem 1.Advent beginnt für unsere Vierbeiner die Zeit erhöhter Stressbelastung und Verunsicherung. Das fühlt sich nicht besinnlich an, sondern ist eine Form von Flooding. Besonders für Hunde die sensibel in ihrer Wahrnehmung sind. Hunde die von ihrem Wesen her für alles mehr Zeit brauchen. Am letzten Tag des Jahres ist das Stressniveau im Hund (und oftmals auch in den Menschen) dann so hoch, dass viele Hunde Silvester koplett freidrehen.
Deshalb empfehle ich meinen Kund:innen: Fahre bereits ab dem 1.12. alles herunter. Bewusst und konsequent. Dann wirkst du einem Supergau zu Silvester zumindest aktiv entgegen. Eine gute Planung für den letzten Tag des Jahres ist unabdingbar. Verständnis und Mitgefühl für deinen Hund sollten selbstverständlich sein. Frag auch dich immer wieder ehrlich: was brauche ich wirklich und was nicht? Möchtest du dich in den Trubel stürzen – gern, dann aber bitte ohne deinen Hund.
So kannst du die Vorweihnachtszeit nutzen, um für Ruhe und Entspannung zu sorgen
- Soziale Unterstützung geben: Mach deinem Hund vermehrte Bindungsangebote wie Kuscheln, oder Kontaktliegen. Das dabei ausgeschüttete Bindungshormon Oxytocin hilft beim Abbau von Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin. Ruhiges Kuscheln, oder beieinander liegen reduziert Stress, dein Hund kann sich sicher fühlen. Auch Holding kann deinem Hund helfen, besonders, wenn er generell ein eher unruhiges Wesen hat. Diese Art von Begrenzung solltest du bereits vorher in anderen Situationen, und unter professionellerAnleitung praktizieren lernen.
- Etabliere bewusst Routinen und Rituale: ein möglichst regelmäßiger Tagesablauf ist für deinen Hund vorhersehbar und gibt ihm so Sicherheit. Jetzt an mentaler Flexibilität zu arbeiten ist nicht die richtige Zeit. Ritualisierte Ruhe kannst du üben. Beispielsweise breitest du dazu immer eine kuschlige Decke für dich und deinen Hund aus, und machst eine bestimmte Entspannungsmusik dazu an. Dein Hund weiß dann bereits was kommt, stellt sich darauf ein, und kann es umso mehr geniessen.
- Rechtzeitig alle Besorgungen erledigen: Besorge dir alles, was Du über die Feiertage für dich und deinen Hund brauchst. So ersparst du dir und ihm hektische Besorgungen auf den letzten Drücker und kannst dich ganz entspannt auf die Feiertage freuen.
- Feuerwerksgeräusche zuhause abspielen: Das ganze Jahr über kannst du immer mal wieder Feuerwerksgeräusche zu Hause abspielen. Wichtig ist, leise und im Hintergrund damit zu beginnen, und sie erst zu steigern, wenn dein Hund sichtbar entspannt dabei bleibt. Auch das Abspielen von braunem Rauschen kann einem Hund helfen. Dabei wird ein Klangteppich aus speziellen Frequenzen erzeugt, die Feuerwerksgeräusche überdecken sollen. Die Wissenschaft liefert hier positive Ergebnisse. Wie immer, gilt das deshalb jedoch nicht für jeden Hund, sondern bleibt individuell, und mit Umsicht, auszuprobieren. Braunes Rauschen findest du beispielsweise auf Youtube.
- Der sichere Ort: Falls nicht bereits vorhanden, richte deinem Hund einen besonders behaglichen Ort ein. Hier sollte sich dein Hund wirklich ungestört von Kindern Artgenossen, Besuch, oder anderen Hautieren aufhalten können. Das kann seine weich gepolsterte Box sein, oder er mag gerne unter einem mit einer Decke abgehängten Tischen liegen, ähnlich einer Höhle. Je kleiner der Raum, umso geringer ist oftmals die Angst.
- Ätherische Öle: Bestimmte ätherische Ölmischungen können zusätzlich helfen für Entspannung bei dir und deinem Hund zu sorgen. Das funktioniert deswegen, weil Gerüche direkt ins Riechhirn weitergeleitet werden. Dieses hat eine direkte Verbindung zur Amygdala. Dem Sitz der Emotionen. Diese enge Verbindung greift z.B. dann, wenn dein Hund in der stressigen Situation Silvester, auf seinen anderen Kanälen nicht mehr so gut erreichbar ist. Informiere dich ausführlich über die Fähigkeiten von ätherischen Ölen generell. Bei der Auswahl eines geeigneten Öls gilt es einiges zu beachten.
- Vorausschauend handeln: Natürlich solltest du ganzjährig Einfluss auf die Umwelt von dir und deinem Hund nehmen können, nicht nur gegen Jahresende! Für sein Bedürfnis nach Sicherheit ist es für deinen Hund besonders jetzt elementar wichtig, dass sein Mensch Einfluss nehmen kann, auf das, was um euch herum geschieht. Es braucht viel Vertrauen in die Fähigkeiten seines Menschen, um als Hund wirklich glauben zu können, dass du auch für die Sicherheit eurer Resssource Haus/Wohnung, durchaus in der Lage bist zu sorgen. Besonders dann, wenn es draussen laut wird.
- Gemeinsame grüne Inseln: Die Vorweihnachtszeit ist häufig alles andere als besinnlich. Umso wichtiger, dass du in dieser Zeit für grüne Inseln für dich und deinen Hund sorgst. Ein Waldgang, oder ein Teestündchen mit Buch und Kerze vor dem Ofen, mit nichts als Ruhe. Eine spannende Futterbeuteljagd im neuen Gebiet, einen Schneehang runterkullern..alles das macht uns resilienter im Umgang mit stressiger Körperchemie. Bindung erleben fühlt sich gut an, Oxytocin wird produziert. Stresshormone haben so weniger Chancen übermäßg ausgeschüttet zu werden. Eure Beziehung wird gestärkt. Grüne Inseln werden zu wertvollen Recourssen, auf die wir zurückgreifen können, wenn es anstrengender wird.
- Angebote zum Kauen/Lecken: Kauen und Lecken sind selbstbelohnend. Es kann deinem Hund also helfen, weil dadurch vermehrt Serotonin ausgeschüttet wird. Das sogenannte Glückshormon. Biete deinem Hund immer wieder hochwertige Kauartikel an, mit denen er sich länger beschäftigen kann. Ein größeres Stück Rinderkopfhaut zum Beispiel, oder ein gefüllter Kong aus dem er etwas herausschlecken kann.
- Vermeide bewusst Aufregung: Schaue Dir genau an, welche Situationen Deinen Hund aufregen: zum Beispiel Begegnungen mit (bestimmten) Artgenossen oder Menschen auf dem gut gemeinten Gassigang. Trubel, Hektik und Unruhe: Verzichte die nächsten Wochen darauf, Deinen Hund in diese Situationen zu bringen.
- Nach dem 2. Advent sollte Dein Hund keine aufregenden oder unbekannten Besuchssituationen mehr ertragen müssen. Lasse jetzt Untersuchungen oder Behandlungen vom Tierarzt vornehmen, die noch zu erledigen sind.
- Achte noch bewusster auf ausreichend lange Ruhepausen und guten Schlaf. Das bedeutet ungestörter Tiefschlaf an einem sicheren Ort.
- Besorge Dir jetzt schon ein gut passendes Sicherheitsgeschirr. Sicherheitsgeschirre haben DREI Bauchgurte und verhindern, daß der Hund sich in Panik rauswindet und flüchtet. Gewöhne Deinen Hund behutsam an das Anlegen und Tragen des Sicherheitsgeschirres und auch daran, daß eine Leine daran befestigt ist und er begrenzt werden kann. Baue dies möglichst langsam und stets positiv auf.
- Es wäre ratsam, den Hund ab jetzt stets an der Leine zu führen, sobald Ihr das Haus verlasst. In diesen Tagen gehen meistens schon die ersten Knaller und Raketen los. Da man im Moment noch so gar nicht damit rechnet, ist die Gefahr umso größer, daß der Hund während des Freilaufes in Panik gerät und entläuft. Auch wenn Ihr in den Garten geht – Leine dran, denn auch durch ein offenes Tor oder einen Zaun kann der Hund in Panik fliehen.
- Abstand halten: Es sollte selbstvertsändlich für dich als Hunde-Mensch sein, deinen Hund aus dem üblichen Feiertagstumult herauszuhalten. Dennoch sehe ich viele Hund, die z.B. über den Weihnachtsmarkt gezogen werden. Auch wenn dein Hund generell ein gelassener Typ ist, oder bisher war, kann sich das leider schnell ändern. Geräuschtraumen, Menschengedränge, sind da nur zwei Beispiele. Lass deinen Hund zuhause schlafen, während du dich gern ins weihnachtliche Getümmel begiebst. Silvester aber lass ihn bitte nicht alleine! Auch die Tage davor und danach sind unruhige Tage, an denen du mehr als sonst für ihn dasein solltest.
- Vorbildverhalten zeigen: Im Moment eines Reizes, auf den dein Hund gestresst reagiert, kümmer dich nicht in erster Linie um deinen Hund, sondern um diesen Auslöser (z.B. der verkleidete Weihanchtsmann). Denn davor hat dein Hund Sorge. Er möchte nicht davon abgelenkt werden, sondern von dir abgesichert.
- Zu guter Letzt gibt es diverse „Hilfsmittel“ die eingesetzt werden können. Diese möchte ich an dieser Stelle jedoch mit Absicht nicht einfach pauschal erwähnen. Das ist mir zu simpel. Falls du darüber nachdenkst, melde dich gerne bei mir. Ich berate dich gezielt und individuell.
Alles ist Beziehung – Beziehung ist alles. Du weißt, das ist der Kern meines Ansatztes mit Mensch wie Hund zu arbeiten. Es zahlt sich absolut aus, ganzjährig in diese Kraft zu investieren, nicht erst kurz vor Jahresende.
Ich wünsche dir und deinem Hund eine behagliche Vorweihnachtszeit. Einen Jahreswechsel der euch so entspannt und sanft wie nur möglich ins neue Jahr hinüber geleiten möge. Ich wünsche dir das dafür nötige Vertrauen in dich und in eure Mensch-Hund-Beziehung. Nebst bewusster Vorbereitung.
Viel Freude miteinander in dieser besonderen Zeit für Mensch und Hund.

Autorin: Christine LU. Surma
Ich unterstütze Menschen dabei, eine echte Beziehung zu ihrem Hund aufzubauen. Für ein entspanntes Miteinander, eine klare Kommunikation und tiefes Vertrauen.» Mehr über mich » Angebote » Kontakt aufnehmen
