
Weniger ist mehr – Checkliste Erstausstattung Hund
In einer Woche ist es endlich soweit – dein Hundewelpe wird dann acht Wochen alt sein. Du kannst ihn von der Züchterin abholen. Die Freude ist groß und dir ist es wichtig, dass sich dein Welpe von Anfang an in seinem neuen Zuhause wohlfühlt. Du beschließt, die verbleibende Zeit zu nutzen, um alles für seine Erstausstattung zu besorgen.
Was aber braucht dein Hund wirklich?
Viel Verpackung wenig Inhalt
Die Industrie hält ein schier absurdes Angebot für den Hund, beziehungsweise dessen Menschen, bereit. Schnüffelteppiche in Krakenform, Plüschtier-Yodas die rascheln, Batman-Kauspielzeuge “mit animierendem Squeaker” (was soviel wie quietschen bedeuten soll). Da finden sich Ballauswurf – Maschinchen, Hundebetten in Form eines Mondes samt extra knisterndem Mondkissen. Hundeleinen mit Strass Steinen, und Geschirre mit Etiketten wie zum Beispiel “Happy” oder „Der tut nix”. Hundemäntel und “Anziehsachen” in allen Formen und Farben, um nur einige wenige Beispiele zu nennen.
Abgesehen davon, wessen Bedürfnisse hier angesprochen werden sollen, bringen diese “Angebote” auch Probleme mit sich. Überwiegend bestehen diese Produkte aus unnatürlichen Materialien, wie zum Beispiel Latex, Schaumstoff, Vinyl. Nichts davon stammt aus dem natürlichen Umfeld eines Hundes. Auch wenn es anders propagiert wird, gelangen Mikrokunststoff-Teilchen in Körper und Umwelt. Vom Herstellungsland mal ganz zu schweigen. Quietschspielzeuge können zudem den Beutetrieb deines Hundes befördern. Noch ein Grund mehr zum Anti-Jagd-Training zu gehen? Viele dieser “Beschäftigungs-Toys” haben einen Solo-Effekt, so nenne ich das. Sie laden nicht zur Interaktion der Sozialpartner Hund-Mensch ein. Im Gegenteil, sie werden sogar offiziell damit beworben, dass der Hund sich nun endlich alleine beschäftigt, damit der Mensch auf dem Sofa chillen kann. Mögliche Konsequenzen, oder “Nebenwirkungen” auf das hündische Verhalten stehen leider nicht dabei.
Anziehsachen für Hunde und Etiketten mit Wunsch-Titeln stehen nochmals auf einem anderen Blatt der Würdelosigkeit. (neues Thema).
Das meiste davon kannst du also getrost sein lassen. So sparst du nicht nur eine Menge Geld, sondern auch deine wertvolle Zeit an dieser Stelle.
Was brauchen Hunde, um sich wohl zu fühlen?
Beides kannst du nicht nur sinnvoller, sondern auch nachhaltiger investieren. Nämlich in den Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zwischen dir und deinem Hund.
Vorschlag: stell dir einmal vor, du lebst alleine jenseits der Zivilisation und dir läuft ein Hund zu. Was würdest du ihm geben können?
Du kannst ihm etwas geben, was nicht käuflich ist: Dich! Dein Hund braucht Dich und dein Beziehungsangebot an ihn. Das hat nicht nur keine schädlichen Nebenwirkungen, sondern konkrete Auswirkungen darauf, wie dein Hund sich fühlt.
Denn um sich wirklich wohl zu fühlen, braucht dein Hund einen Menschen, der sich vom ersten Tag an aktiv um seine hündischen Bedürfnisse kümmert.
Welche das sind? Vor allem möchte dein Hund sich sicher fühlen. Ob als Welpe, oder älterer Hund, vom Züchter:in oder aus dem Tierschutz: alles ist neu für deinen Hund. Das verunsichert, macht Angst oder auch Über-Mut. Wie angenehm ist es da, wenn der Mensch sicher auftritt und die allzu große Welt für seinen Hund erst einmal kleiner macht. Haus und Garten reichen da vollkommen aus. Hunde haben, anders als wir Menschen, kein Problem damit, wenn es von Anfang an klare Regeln gibt. Im Gegenteil, sie ent-Lasten ihn von einem Zuviel an Verantwortung. Zum Beispiel, darf dein Hund nicht ins Badezimmer. Nur bitte dann auch immer und nicht mal. Inkonsequenz verwirrt deinen Hund nur zusätzlich und schafft statt Verlässlichkeit, Unsicherheit.
Gemeinsam etwas zu erleben schafft Kontakt zwischen dir und deinem Hund. Statt ihm einen teuren Haufen gekaufter Spielzeuge an zu bieten (Herkunftsland und Material mal außen vor gelassen), könntet ihr zusammen auf Nahrungssuche gehen. Eine Ersatz Jagd mit Futterbeutel ist dafür eine tolle Möglichkeit. Hier kommt es nicht nur darauf an, sich am Ende satt zu fressen. Im Vordergrund steht die authentische Kooperation, um gemeinsam zum “Jagderfolg” (=Futterbeutel) zu gelangen. Ebenfalls ein Grundbedürfnis deines Hundes. Und obendrein noch Sinn-voll. Entspricht es doch seiner Natur. Dabei könnt ihr nicht nur die Welt langsam entdecken, sondern auch eure jeweiligen Talente und Fähigkeiten entwickeln.
Danach könnt ihr euch satt fr-essen, und gemeinsam eure Erlebnisse und die Mahlzeit verdauen. Diese gemeinsamen Ruhe-Zeiten sind nicht nur wichtig, damit dein Hund sich erholen kann. Sie sind extrem wert-voll für einen physio-logischen Lernprozess im Gehirn des Hundes (und des Menschen!).
So baust du Stück für Stück an eurem Beziehungsfundament. Deinem Hund bedeutet das (fast) alles – Dich kostet es keinen einzigen Euro. Eine Investition, die sich langfristig mehr als auszahlt.
In keinem Tiermarkt der Welt kannst du Beziehung er-kaufen. Ich finde es sind die leisen, nicht die künstlich-quietschenden Töne, die unseren Hunden das Wesentliche geben.
Dein Hund sucht die bedingungslose Interaktion mit seinem Menschen oder gegebenenfalls mit Artgenossen. Nicht die Solo-Beschäftigung mit Quitschi & Co. (Inklusive deren häufig gesundheitsschädlichen und wenig langlebigen Materialien)
Sinnvolle Anschaffungen
Wenn du nun also nicht jenseits der Zivilisation lebst. .. Gibt es natürlich ein paar Dinge, die du für deinen Hund anschaffen solltest.
- ein stabiles, rückenfreundliches Hundebett:
Dein Hund sollte sich darauf bequem und in ganzer Länge ausstrecken können. Je nach Rasse und Fellbeschaffenheit solltest du das Material aussuchen. - eine ausreichend große Hundebox:
damit dein Hund sich komplett zurückziehen kann. Maße abhängig von der Größe deines Hundes. er sollte darin stehen können, und bequem rein und raus gehen können. Ich lege immer gern ein Schaffell hinein, damit es noch behaglicher und weicher ist. - Eine 5m Schleppleine aus robustem, glattem Material.
Vielfältig einsetzbar, leichter zu handeln, kein unnötiges Gewicht für den Hund, wenn sie auf dem Boden “geschleppt” wird. - eine Hands-free-Leine. Dazu ein bequem sitzendes Halsband oder Geschirr.
eine kürzere Leine, die du dir auch umhängen kannst, damit du die Hände frei haben kannst. Halsband und Geschirr sollten weich unterfüttert sein und breit genug sein, damit sie dem Hund keine Schmerzen oder unangenehme Gefühle bereiten. (Tierschutzrelevant) - 3-5 Futterbeutel, einen Wassernapf (stabiler Stand)
stabile Futterbeutel aus naturbelasser, robuster Baumwolle mit Reißverschluss und Klett wären ideal. Befüllen kannst du diese mit Barf oder Trockenfutter. (Ich verwende die Futterbeutel/ Prey Dummies von Natural Dogmanship-Shop. Sie haben eine Wurfhilfe und sind made in Germany) - Zum Spielen: ein geknotetes Seilstück (Flossi): waschbares, robustes Naturseil, das zum Kauen und Zerren geeignet ist.
- Zum Kauen: Kaffeeholz oder Stücke einer Rinderkopfhaut
Zum Mitnehmen für dich:
- Du kannst nicht kaufen, dass es deinem Hund gut geht. Dafür braucht es wesentlich weniger als gedacht. Aber Mehr vom Wesentlichen.
- Dein Hund sucht die bedingungslose Interaktion mit »seinem« Menschen und ggf. anderen Hunden. Nicht die Solo-Beschäftigung mit Quitschi und Co.
- Lass deinen Hund nicht alleine Spielzeug jagen gehen (Quietschspielzeug, Bälle können hier ein Trigger sein). Geht gemeinsam auf die Suche nach Abenteuern. Denn das verbindet euch wirklich und fühlt sich gut an.
Ich wünsche euch eine Leben-dige Beziehung.

Autorin: Christine LU. Surma
Ich unterstütze Menschen dabei, eine echte Beziehung zu ihrem Hund aufzubauen. Für ein entspanntes Miteinander, eine klare Kommunikation und tiefes Vertrauen.» Mehr über mich » Angebote » Kontakt aufnehmen