
Hundetrainerin – Was bin ich, und wenn ja, wie viele?
„Was machst du eigentlich beruflich?“ „Ich bin Christine LU.Surma. Ich bin Hundetrainerin und Hundeerziehungsberaterin nach Natural Dogmanship. Und ja, ich arbeite mit Menschen und Hunden in Lübeck und Umgebung.“. So, oder so ähnlich antworte ich überwiegend auf diese Nachfrage. Hundetrainerin – ich mag diese Berufsbezeichnung nicht. Aber warum ist das so? Welche Abneigungen und Assoziationen habe ich eigentlich dazu? Um an dieser Stelle keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Ich liebe was ich tue, und wie ich es tue, sogar sehr! Einzig mit dem Begriff Hundetrainerin mag ich mich nicht anfreunden. Für mich klingt diese Berufsbezeichnung ziemlich verkopft und irgendwie verkümmert. Zudem vermittelt sie mir eine gewisse Härte, um nicht zu sagen etwas Zwanghaftes. Hundetrainierin – damit assoziiere ich, etwas Schematisches, Enges, Produktorientiertes. Es klingt für mich technisch, leistungsorientiert und vollkommen einseitig ausgerichtet auf den Hund. Der Mensch taucht in diesem Begriff nicht auf. Das finde ich missverständlich und problematisch hinsichtlich der Verantwortungsübernahme des Menschen für seinen Hund. Bin ich eine Hundeschule? Nein, auch das passt für mich nicht wirklich. Wieder fehlt mir da der Mensch, und so positiv ist der Begriff Schule leider auch nicht besetzt. Coach:in – Ja und nein, und irgendwie extrem abgegriffen und beliebig, oder? Hundeverhaltensberaterin? Nö, auch nicht so wirklich. Hundeerziehungsberaterin gefällt mir da schon besser, fühlt sich aber irgendwie auch noch unzureichend an. Zumindest wird deutlich, dass hier noch jemand anderes im Spiel ist, außer der Hund alleine. Hund und Mensch. Jemand, der sich beraten lässt, wie er oder sie einen Hund erziehen könnte. Dazu braucht es definitiv eine irgendwie geartete Beziehung. So eine Beziehung, in der sich Mensch und Hund sozial auseinandersetzen und voneinander lernen können – bestenfalls. Die konstant, verlässlich und respektvoll ist, und in der man miteinander spricht. Mir schwant es langsam, was all diese Hundetrainer-Berufs-Bezeichnungen für mich nicht spürbar transportieren: Es wird nicht abgebildet, dass es auch um Gefühle geht. Existenzielle Bedürfnisse wie Vertrauen und Verbundenheit von Mensch und Hund zueinander. Um soziale Prozesse, ohne die aus meiner Perspektive keine nachhaltigen Lernprozesse bei Mensch wie Hund stattfinden können. Dann also Hunde-Beziehungs-Beraterin vielleicht?Während meiner Sommer-Auszeit saß ich mit guten Freunden (ebenfalls Hundehalter) zusammen. Wieder einmal sprachen wir über meine Arbeit, und was diese so beinhaltet. Von sinnvoller Beschäftigung, wie beispielsweise Nasenarbeit, über Beratung für eine Erstausstattung des Welpen, Verhaltensproblemen bei Tierschutzhunden und Social Walks bis hin zur Begleitung von alten Hunden etc. . Wie würden Hunde das, was ich tue, wohl bezeichnen? Wahrscheinlich wäre ihnen die Bezeichnung vollkommen gleichgültig, so lange der Inhalt stimmt. Vieles brauche ich, um mit Mensch wie Hund arbeiten zu können. Neben umfänglichen Wissensgebieten, Kreativität und Flexibilität etc. brauche ich vor allem aber die Bereitschaft zur Empathie. Ein-Fühlungs-Vermögen. „Eigentlich bist du eine Paarberaterin“ für Mensch und Hund“…Paarberaterin – so das Resümee des Abends: „..wenn Probleme in der Mensch-Hund-Beziehung auftreten können sich quasi beide an dich wenden. Mensch wie Hund. Du schaust dann, wo Missverständnisse liegen, und wie sich beide in ihrer Verschiedenheit respektieren lernen können, um sich wieder aufeinander einlassen zu können…“ Folgerichtig verstehe ich meine Arbeit auf der Ebene von primärer, sozialer Beziehung. Diese braucht kein Training, wohl aber ein bewusstes Praktizieren. Also dann Hund-Mensch-Beziehungs-Praktizierungs-Beraterin? Vor wenigen Tagen schrieb mir zu meinen Zweifeln ein kluger und erfahrener Mensch, dessen Meinung ich sehr schätze, Folgendes: „Ich würde mich nicht zu einer nicht stimmigen Berufsbezeichnung verbiegen lassen.“Für das Selbstverständnis meiner Arbeit braucht es für mich persönlich keine Berufs-Bezeichnung. Ich weiß, dass das, was ich tue, nicht nur meine Arbeit, sondern eine Herzensangelegenheit ist. Genährt aus unterschiedlichen Berufserfahrungen, Ausbildungen und einer klaren Haltung zum Leben. Dennoch – die menschliche Hundewelt besteht überwiegend aus Begriffen, Konzepten und Techniken. Die Berufsbezeichnung Hundetrainerin transportiert das leider auch. In meinen Ohren klingt sie entsprechend antiquiert und verarmt. Ich würde mir eine neue Berufsbezeichnung wünschen. Wer also Ideen und Vorschläge dazu hat, ich bin offen dafür und gespannt darauf. Letztlich ist für mich und meine zwei – und vierbeinigen Kunden wichtig, wie ich was tue, und was es mit ihnen macht. Nicht wie es sich nennt. Mensch und Hund in Beziehung eben! |

Autorin: Christine LU. Surma
Ich unterstütze Menschen dabei, eine echte Beziehung zu ihrem Hund aufzubauen. Für ein entspanntes Miteinander, eine klare Kommunikation und tiefes Vertrauen.» Mehr über mich » Angebote » Kontakt aufnehmen