Christine LU. Surma
Mensch und Hund in Beziehung
alteHunde

Sterbebegleitung – Tod als Teil des Lebens-Weges

„…Oh nein, da mag ich jetzt noch gar nicht drüber nachdenken..“ „Das ist hoffentlich noch ganz lange hin..“ Das höre ich oft von Hunde-Menschen. Ja, natürlich kann ich das gut verstehen und nachempfinden. Von Herzen wünsche ich dir und deinem Hund noch viele gemeinsame Jahre.

Wer mich bereits kennt, weiß, dass es mir wichtig ist hinzuschauen, statt die Augen vor etwas was zum Leben gehört, zu verschließen. Wer ein wenig über mich gelesen hat, dem ist auch das Thema Sterben begegnet.

Anders als in meinen Jahren in Südamerika kam ich bisher bei meiner Arbeit hier in Deutschland selten mit dem Thema Sterbebegleitung von Hunden in Berührung. Eher dann, wenn ein Hund bereits verstorben war, und ein neues, vierbeiniges Familienmitglied eingezogen ist. Dann geht es um Themen und Fragen zum Neuen. Der verstorbene Hund aber ist häufig noch sehr präsent. Nicht nur Fotos erzählen davon, sondern die Menschen selbst beziehen sich oft noch darauf, in dem sie beispielsweise ins Vergleichen des verstorbenen Hundes mit dem neu Eingezogenen kommen.

Ich frage dann sanft nach, ob es die Möglichkeit gegeben hat, den verstorbenen Hund bewusst zu verabschieden. Leider, und darum wissen wir alle, gibt es Lebens-Situationen, in denen dieser Prozess nicht möglich ist.  Dann geschieht der Tod plötzlich – die lebendige Auseinandersetzung mit dem älter werden, das Miteinander auf dieser letzten, gemeinsamen Wegstrecke bleibt Mensch und Hund verwehrt.

Doch wenn unser Hund natürlich älter wird, könnte das anders sein. Leider klammern wir in unserem Kulturkreis den Tod nach wie vor eher aus. Wir begreifen ihn nicht als Teil des Lebens. Wir lassen ihn kaum zu, wollen nicht in den Schatten schauen, so lange es Licht gibt. Gefühle von Schmerz und Trauer gehen  immer mit dem Verlust eines geliebten Wesens einher. Ihnen zu begegnen braucht viel Mut und Bewusstsein im Leben.

Das Thema zu vermeiden, während der Hund gesund und munter ist, fällt soviel leichter, und fühlt sich angenehmer an. Das ist allzu verständlich. und es ist wunderbar sich daran zu erfreuen.

Ich möchte dich hier gerne einladen dich dem Thema Tod und Sterben sanft zu nähern. Es im Licht des Lebens zu betrachten, und es nicht außen vor zu lassen. Das zu tun bedeutet überhaupt nicht, dass wir die gemeinsame Zeit die uns gegeben ist dadurch weniger genießen. Ich möchte dich auf diese Weise weder traurig stimmen, oder dich gar ängstigen. Ich schreibe darüber, weil das Gegenteil der Fall ist.

Setze dich auseinander „mit Sterben“. Wenn du es in dein Bewusstsein intergrierst, holst du die Gefühle und Emotionen die damit verbunden sind, ein wenig ab. Wir können uns nicht wirklich darauf vorbereiten, aber wir haben jederzeit die Möglichkeit uns mit dem Leben zu beschäftigen. Leben und Sterben sind natürliche Prozesse die zusammen gehören wir Ebbe und Flut, Sommer und Winter, Licht und Schatten. Uns damit zu befassen sollten wir uns wieder erlauben. Erst dann wird es uns möglich sein, unsere Trauer um den Verlust besser annehmen zu können.

Der Gedanke daran einen hündischen Gefährten irgendwann gehen lassen zu müssen wird immer schmerzhaft sein. Wir können ihm aber im Leben den Schrecken ein wenig nehmen, in dem wir uns bewusst mit dem Sterben auseinandersetzten. So bekommt er einen Raum, was nicht bedeutet, alles wird einfach sein.

Was kannst du tun, um dich auf den Tod oder auf das Sterben deines geliebten Hundes vorzubereiten?

Das Wichtigste: genieße jeden Tag den du mit deinem Hund erLEBEN darfst!

Kümmere dich um eure Beziehung, hege und pflege sie liebevoll. Wie soll sich euer Miteinander anfühlen? Was ist für dich und deinen Hund wirklich von Bedeutung? Entdecke die Facetten seiner Persönlichkeit immer umfassender. Dafür wirst du später, am Ende seines Lebens, dankbar sein. Denn dann werdet ihr das Gefühl haben, einander wirklich erkannt zu haben.

Du darfst darüber nachdenken, welche Wege du zu gehen bereit bist. Darüber kannst du dich jederzeit informieren. Fühle rein, in welchen Händen du dich in einem Extremfall wohl fühlst. Wo und bei wem hast du das Gefühl bestmögliche Hilfe und Unterstützung zu bekommen?

In einer emotional anstrengenden Situation ist es einmal mehr wertvoll, sich auch als Mensch gut aufgehoben zu fühlen. Nur dann ist es leistbar, deinen Hund in seinem Sterbeprozess bewusst zu begleiten.

Schaue dich frühzeitig nach Tierärzt:in, Heilpraktiker:in um, und erkundige dich nach ihren Leistungen. Kommen sie zu euch nach Hause, oder müsstest du deinen Hund woanders hinbringen?

Vielleicht wünscht du dir Begleitung von Freund:in, Familie, Partner:in? Dann lade sie zum Gespräch darüber ein. Denn auch sie dürfen die freie Wahl haben, ob sie sich zutrauen, in diese Situation zu gehen. Auch wenn nahestehende Menschen das gerne möchten, nicht immer ist es ihnen emotional auch möglich.

Auch professionelle Begleitung für dich und deinen Hund ist jederzeit eine Option. Denn nicht allein sein zu müssen, wenn das Leben sich verabschiedet, ist kostbar. Dafür braucht es Zeit und Kraft. Einen stillen Raum für Sterben und Abschiednehmen gehalten zu bekommen ist kostbar.

Ich selber schaue mit meiner Hündin Leela auf elf gemeinsame Jahre zurück. Sie ist in diesem Frühjahr zwölf geworden, und ihr Fell ist weißer. Irgendwie habe ich das gar nicht wirklich mitbekommen. Wir sind eng verbunden, fast wie ein altes Ehepaar. Sie ist da, und ich bin dankbar. Dennoch bemerke ich, dass sie schneller aus der Puste ist, dass sie morgens oft länger liegen bleibt, dass sie älter wird. Unsere kostbaren, stillen Momente werden mehr. Ich ertappe mich öfter dabei, Fotos von der jungen Leela anzuschauen.

Nein, wir nehmen noch nicht Abschied. Mir wird nur immer bewusster, je älter sie wird, desto kostbarer ist die gemeinsame Zeit. Sie öffnet mir immer wieder Augen und Herz für das Leben, zu dem auch der Tod gehört.

Ich danke allen vierbeinigen Gefährten mit denen ich bisher gehen durfte.

Porträt Christine LU. Surma

Autorin: Christine LU. Surma

Ich unterstütze Menschen dabei, eine echte Beziehung zu ihrem Hund aufzubauen. Für ein entspanntes Miteinander, eine klare Kommunikation und tiefes Vertrauen.
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